Vorhang auf zu einem beeindruckenden Theaterstück der fünften Klassen

Am 11. Januar hieß es „Vorhang auf“ für das Theaterstück, das Fünftklässlerinnen im Rahmen der Theater-AG der Unterstufe selbst geschrieben und inszeniert hatten und nun für Mitschülerinnen und Mitschüler auf die Bühne brachten. Das Stück entführte das Publikum nach Paris, es zeigt die Metropole an der Seine aber keineswegs durch die rosarote Brille, sondern nimmt eine sehr sozialkritische Perspektive ein und wirft ein Schlaglicht auf die Ungleichheit in der Welt.

Auf einem belebten Boulevard der französischen Hauptstadt treffen sie aufeinander, zwei Gruppen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: vermögende und vom Leben verwöhnte Touristinnen und obdachlose Jugendliche, gesellschaftlich Ausgeschlossene, die hungernd und frierend ihrem Schicksal zu trotzen versuchen. Damit ist die soziale Hierarchie gesetzt. Realitätsnah und eindrücklich zeigt das Stück Fallbeispiele gesellschaftlicher Exklusion. Während die Privilegierten in oberflächlich-vordergründiger Kulturbeflissenheit die bekannten Sehenswürdigkeiten besuchen („Wir wollen die Mona Lisa sehen, jeder will die Mona Lisa sehen“), verschließen sie die Augen vor der Not und dem Elend, das ihnen auf den Straßen begegnet, und wenden sich angewidert ab: „Gsch, gsch, geht doch weg, verschwindet.“ Entsprechend rät ihnen die Reiseführerin: „Kommen Sie weiter und schauen Sie einfach nicht hin.“

Ihre Kultur ist der Konsumismus, dem sie längst anheimgefallen sind, aus dem sie Sinngewinn erfahren und über den sie sich definieren: „Ich will in den edlen Boutiquen shoppen, bis die Kreditkarte glüht. Hier ein Gucci-Täschchen, dort Schuhe von Louboutin…“

Zwei Figuren, die immer im Hintergrund bleiben und sich nicht in die eigentliche Bühnenhandlung einmischen, kommentieren in beinahe Brecht‘scher Manier das Geschehen: Engel und Teufel, wirkungsvoll in leuchtendes Rot (Teufel) und glänzendes Gold (Engel) gewandet. Ganz gegensätzlich bewerten sie die Situation, der Engel meist in Reimform: „Oh, mir tut das Herz so weh, wenn ich die armen Kinder seh.“ Ohne Empathie, kalt und unbarmherzig, betrachtet dagegen der Teufel die Lage: „Mir nicht. Schulschwänzer sind das, Taugenichtse, Faulenzer.“ Aber schließlich zeichnet sich, wie ein Silberstreif am Horizont, doch noch ein guter Ausgang ab: Eine der Touristinnen will den Jugendlichen helfen und wird in ihrem Tun zum Modell für die anderen. Damit ist die Welt noch nicht gerettet, das ist allen Beteiligten klar. Aber es ist ein Anfang, ein Zeichen des sozialen Optimismus, das hier gesetzt wird. Kein Wunder, dass das dem Teufel nicht gefällt: „Ich bin nicht zufrieden.“ Aber das letzte Wort im Stück behält der Engel: „Ich glaube an eine glückliche und friedliche Welt, in der alle einander respektieren und helfen.“ Dieser Dramenschluss entspricht ganz dem Konzept, das Birgit Dietrich, erfahrene Theaterpädagogin und am APG schon lange im Einsatz, zugrunde legt: „Die Schülerinnen und Schüler haben sehr viel gestalterische Freiheit. Die Stücke, die in der Theater-AG entstehen, müssen nur drei Bedingungen erfüllen: Sie müssen für jedes Mitglied der AG eine Rolle bieten, einen Konflikt durchführen und dabei einen Spannungsbogen entfalten. Und jedes Stück braucht ein Happy End.“ Applaus an die ganze Truppe für diese tolle Leistung!

Claudia Schmidt